Die Weichen werden gestellt

Die erste Band, in die Hans als Bassist einstieg – er war 17 -, nannte sich „Umspannwerk“. Geprobt wurde im Keller des Hauses in Kaltenleutgeben, das den Eltern eines Freundes von Hans gehörte. Hans überredete seine Mutter, weil Kaltenleutgeben 15 km weit von Wien entfernt liegt und er nicht mobil war, ihm ein Moped zu kaufen. Nun konnte Hans, so oft er wollte, nach Kaltenleutgeben zu den Proben fahren. Auf sein erstes Auto malte er groß „Umspannwerk“. Mit 17 kündigte Hans seinen Job in der Pensionsversicherungsanstalt, ohne genau zu wissen, wie es beruflich weitergehen solle. Er meldete sich deshalb freiwillig zum Bundesheer und perfektionierte in dieser Zeit sein Baßgitarrenspiel. Damals habe er genau genommen erst richtig gelernt, mit der Baßgitarre umzugehen, sagte Falco später einmal.

Nach seiner Zeit beim Bundesheer besuchte er drei Semester lang das Wiener Jazz-Konservatorium in der Johannesgasse im 1. Bezirk. Er war aber nicht mit großer Freude dabei, vielmehr wollte er seiner Mutter einen Gefallen tun, jedoch vermittelte ihm das Studium die notwendige Theorie, um später als Musiker brillieren zu können, und bestätigte ihn vollends darin, Profimusiker werden zu wollen.

In den späten siebziger Jahren befand sich die Musikszene im Umbruch. Der Punk, von dem Hans von Anfang an fasziniert war, eroberte von Großbritannien aus Europa. Der Kultstar David Bowie, selbst durch deutsche Bands wie Kraftwerk und Can inspiriert, brachte seine wegweisende Berlin-Trilogie „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ heraus und prägte zu dieser Zeit Berlin, was Hans Hölzel dazu bewog, für einige Zeit nach Westberlin zu gehen. Er versuchte, in der dortigen Musikszene Fuß zu fassen. Falco sagte viele Jahre später: „Bowie war einer der Gründe, warum ich in Berlin war, ich wollte ihm über den Weg laufen. Bowie war mein Idol. Er hat für die deutschsprachige Popmusik immens viel getan. Das Album ,Helden‘ war für mich eine Initialzündung.“

Als Jazz-Rocker spielte Hans in den verschiedensten Berliner Bands und bekam rund 1.000 Schilling pro Abendauftritt. „Es war zwar eine ganze Menge, aber auch immer weniger, als ich ausgegeben habe. Ich hatte nie Geld in Berlin“, erinnerte sich Falco. Richtig ansässig ist er in Berlin nie geworden, alles in allem verbrachte er rund ein Jahr in Berlin. Viele seiner späteren Lieder reflektieren diese Zeit.

Ende der siebziger Jahre formierte sich rund um den Wiener Szenepapst Wickerl Adam eine Gruppe: das 1. Wiener Musiktheater, aus dem sich später die Hallucination Company entwickelte. Die Konzerte der „Blödelbigband“ fanden in der Bernoullistraße im 22. Wiener Gemeindebezirk im Rahmen der Wiener Institution „Kultur in den Außenbezirken“ statt. Wickerl Adam wurde eines Tages in der Mödlinger Fußgängerzone auf einen jungen, gutaussehenden Straßenmusikanten aufmerksam, der in einer Band Baß spielte. „Der hat dort in Mödling gespielt, als wenn er im Madison Square Garden spielen würde, als stünde er vor Tausenden Leuten – aber dort war niemand!“, erinnert sich Wickerl Adam. Er wollte den hochbegabten jungen Mann unbedingt für seine Gruppe gewinnen – und Hans Hölzel zögerte nicht. Schon damals machte sich bemerkbar, daß Hans Hölzel keine Halbheiten die Musik betreffend vertrug, Akribie und Perfektion standen für ihn immer im Vordergrund. Adam: „Ich verlangte acht Stunden Probe täglich, und dem Hans hat das gefallen. Er war immer pünktlich, ein Typ, mit dem man arbeiten konnte.“ Hans wird von seinen Musikerkollegen als damals sehr bescheidener, sehr ruhiger und umgänglicher Typ beschrieben.

>>zurück zur BIOGRAPHIE<<

TOP